200 Meter vor dem Wehr setzt ich rechts aus. Ich ging zur Brücke vor und mir wurde sehr schnell klar. Das Umtragen wird hart.
Inoffiziell gibt es einen Fischgang den man zum treideln benutzen kann, nur haben im Eingang Schwäne genistet. Und da halte ich mich von fern. Schwäne können sehr unbequem werden. Nun musste ich per Bootswagen bis zur Einsetzstelle 700 Meter zurück legen. Und die letzten 100 Meter durch eine hohe nasse Wiese per Hand umtragen, wo ich letztendlich an einem Steilufer ins Wasser einsetzen musste. Bevor ich aber weiter fuhr, gab es erstmal Kaffee und Frühstück.
Schon nach 2,5 Kilometer kam der der Sohlenabsturz bei Limmer. Die Leine ist in diesem Bereich von Auenwälder gesäumt und verlässt die Hügellandschaft.
Der Sohlenabsturz ist definitiv nicht befahrbar. Aber es gibt rechts eine Umfahrungsrinne. Diese führte gerade noch genug Wasser. Und das ergibt puren Rutschspass. Nach kurzer Besichtigung fuhr ich die 40 Meter lange Gasse hinunter. Ich wurde zwar gut durch geschüttelt, aber das Boot hielt hervorragend. Übrigens können hier Kanufahrer hervorragend Wildcampen. Bei der nächsten Tour würde ich diesen Platz bevorzugen.
Rechts ließ ich Wettensen vorbei ziehen und war froh das es windstill war, denn Regen fiel immer noch und meine Regenjacke war mittlerweile komplett nass (Memo an Nils: Regenponcho kaufen).
Es folgte ein kleines Fließwehr in Brüggen. Hier ist auch ein sehr guter Platz für Wildcampen. Man erkennt solche Plätze immer daran, dass dort eine kleine Feuerstelle zu finden ist aber keinen Müll. Die linke Seite des Wehres kann nur per Boot erreicht werden. Fast schon routiniert trug ich um fuhr weiter... äh nicht ganz! Weil dann kam das:
Ein paar Tage zuvor schlug der Baum bei einem Sturm um und lag in der Leine. Glücklicherweise konnte ich rechts durch die Stammbiegung durch schlüpfen. Es ging durch einen urigen Abschnitt weiter bis zum Wehr von Banteln. Es regnete immer noch. Das Wehr konnte ich gut treideln und war froh nicht schon 2 Kilometer weiter umtragen zu müssen.
Ich beschloss auch heute die 30 Kilometer voll zu machen und ungefähr bis Schulenburg zu fahren. Also ging es bis Gronau recht flott durch... und es regnete immer noch. Ich fand es schon wieder lustig.
Das Wehr bei Gronau hat seit neuestem eine Fischtreppe, die angeblich auch befahrbar sein soll. Aber durch das Niedrigwasser war es unmöglich. Also umtragen an einem Kai aus Stahl. Yeah, ein Traum für meinen Faltkanadier. Als zog ich das Boot knapp neben der Wehrkante hoch. Nicht nachmachen. Selbst bei niedrigem Pegelstand hatten die wenigen Zentimeter auf der Kante einen höllischen Druck.
Es ging nun weiter Richtung Burgstemmen und weiteren Stromschnellen. Die ersten beiden waren recht harmlos, aber der Letzte vor Burgstemmen war beeindruckend. Die schäumende Gischt war schon lange vorher zu sehen. Das Boot zog beim einfahren so schnell an, dass ich mit dem Paddel nur steuern musste - wie immer ein kurzer Kick.
Die letzten 8 Kilometer bis Schulenburg zogen sich strömungsarm und mäandernd durch flaches Land. Was aber eine absolute Abwechslung darstellte. Der Regen hörte auf und allmählich kam die Sonne raus und ich durfte einen herrlichen Blick auf die Marienburg werfen.
In Nordstemmen setzten gerade noch ein paar Kajakfahrer aus und als eine Schule von 14 Schwänen vor mir her schwimmte. Normalerweise fliegen einzelne Schwäne in der nächsten Flusskurve davon. Aber diesmal drehten alle Schwäne auf Kommando um und nahmen ungefähr 100 Meter vor mir Anlauf. Wenige Meter vor mir nahmen sie erst an Höhe dazu und flogen nur knapp über mich hinweg. Ich konnte die Luftverwirbelung ihr Schwingen spüren. Das Gefühl dabei ist kaum zu beschreiben. ich kam dann 4 Kilometer später am Wehr in Schulenburg an. Als ich das Boot um getragen hatte traf ich unten am Wehr auf einen Angler. Dieser informierte mich, dass der Bereich um das Wehr sehr einsam liegt und ich nicht mit nächtlichem Besuch rechnen muss. Meine große Angst ist immer noch, dass Neo-Nazi auftauchen und irgendeine okkulte Sitzung abhalten. Aber ich war froh nicht mehr weiter zu müssen und genoss die Abendsonne.
Ich schlug mein Lager auf und konnte in meinem Grill sogar noch mit Treibholz ein kleines Lagerfeuer machen. Um Mitternacht fiel ich halb tot ins Bett - 30 Flusskilometer bei geringer Strömung sind dann doch ganz ordentlich. Und morgen geht es nach Hannover...